Es ist schlichtweg unmöglich, sich selbst zu therapieren. Niemand ist allein in der Lage, Ursachen für eingefahrene Sicht- und Verhaltensweisen vollständig zu erkennen bzw. zu verändern. Das liegt daran, dass diese Ursachen teilweise oder ganz im Unbewussten liegen. Dem Wunsch nach Veränderung steht die Angst entgegen, an den Schmerz alter Verletzungen zu rühren.
Ein guter Therapeut ist in der Lage, einerseits in das "System" des Klienten mit einzusteigen und andererseits aus seiner eigenen erweiterten Perspektive neue Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Wo dieser Prozess mit schmerzhaften Erinnerungen und Ängsten verbunden ist, bietet ein guter Therapeut Sicherheit durch Präsenz, Mitgefühl für die frühere Not des Klienten und die Hoffnung auf bessere Erfahrungen in der Zukunft!
Viele Menschen haben Angst eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen, weil sie sich damit eingestehen müssten, "psychisch krank" zu sein. Was heißt das aber genau? Genauso wie in der Allgemeinmedizin die Bandbreite vom grippalen Infekt bishin zur tödlichen Krankheit sehr groß ist, gibt es bei den psychischen Krankheiten eine weite Spanne. Hinter der Sorge, als "psychisch krank" eingestuft zu werden, verbirgt sich meist das Bild vom hinteren Ende der Skala und damit die Angst, als unselbständig oder gar unmündig behandelt zu werden. Jedoch ist oft das Gegenteil der Fall:
  1. Zwei Drittel aller Personen, die therapeutische Hilfe beanspruchen, leiden unter sogenannten Neurosen, was nichts anderes heißt, als dass es einen unbewältigten Kindheitskonflikt gibt.
  2. Wenn Sie es schaffen, diesen Konflikt in einer gelungenen Psychotherapie zu lösen, werden Sie mündiger und selbständiger denn je!
Häufig haben Menschen Angst, sich jemand anderem aus ihrem Innersten heraus mitzuteilen, weil sie fürchten, etwas an ihnen könnte nicht richtig sein. Dieselbe Angst kann auch ein Hinderungsgrund sein, einen Therapeuten "in sich hinein schauen zu lassen" und diese Angst bestätigt zu bekommen.
Die Erfahrung zeigt aber, dass bei Menschen mit solchen Befürchtungen das Selbstbild schlechter ist als die Realität. Im Gegenteil ist es dann erleichternd zu erfahren, woher das Gefühl "nicht richtig zu sein" kommt. Die Auflösung dieses Konflikts führt zu innerem Frieden, Selbstannahme und größerem Selbstwertgefühl!
Beurteilen, ob ein Therapeut wirklich gut ist, kann man leider erst, wenn man den richtigen gefunden hat! Dies ist leider nach einem Erstgespräch nicht leicht zu entscheiden.
Trotzdem ein paar hilfestellende Fragen und Anregungen:
  • Wie fühle ich mich nach einem Erstgespräch?
  • Habe ich das Gefühl, diesem Therapeuten vertrauen zu können?
  • Hat er oder sie einen kompetenten Eindruck auf mich gemacht?
  • Fand ich ihn oder sie sympathisch?
  • Habe ich nach dem Erstgespräch schon ein bisschen Hoffnung, dass mein Problem zu bewältigen ist?
Falls Sie eine oder mehrere Fragen mit nein beantworten, ist es sicher gut, sich noch einen oder mehrere andere Psychotherapeuten anzusehen.
Diese Angst ist verständlich. Sie können sich diesen großen Schritt in mehrere kleine Schritte unterteilen: Ein Blick ins Internet, ein Anruf, ein Erstgespräch, fünf probatorische Sitzungen. Entscheiden Sie selbst, was Sie wann von sich preisgeben möchten und wie sicher Sie sich fühlen. Und vergessen Sie nicht: der Therapeut unterliegt der Schweigepflicht, nichts von dem was Sie ihm anvertrauen gelangt nach außen!
Eine selbst finanzierte Psychotherapie ist in der Tat nicht billig! Eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie braucht ihre Zeit. Trotzdem sind die Kosten kalkulierbar: Eine Therapie von einem bis zwei Jahren mit einer wöchentlichen Frequenz kostet zwischen 2500 und 5000 Euro. Überlegen Sie sich, ob Ihnen die Befreiung von Ihren momentanen Problemen und ein zukünftiges, bewusstes und erfüllt gelebtes Leben den Verzicht auf eine Fernreise, einen Skiurlaub, etc. wert ist.